Frau G. – Das Theaterstück zum Sommerfest

9. Akt

G. steht sorgenvoll da, als Deva dazu kommt.
Deva Was schaust Du so?
G. Es gibt Probleme.
Deva Es gibt immer Probleme. Aber Aalam ist schön. Deine Wesen werden die Schönheit erkennen. Dadurch wird es spirituell. „Was für ein großartiger Schöpfungsakt,“ werden sie sagen, „die Zeit, der Raum, die Materie.“
G. Ich hatte das ewige Nichts satt. Ich brauchte Veränderung.
Deva Auch wenn Du keinen großen Plan verfolgt hast, ist das Ergebnis großartig! Eine Tat kann auch ohne Absicht gut sein.
G. Da liegt das Problem: Wenn eine Tat unabhängig von der dahinter stehenden Absicht gut ist, kann sie nicht auch auf gleiche Weise schlecht sein? Ich fürchte, dass die Wesen leiden müssen.
Deva Das hast Du von dem Typen, diesem Belhor! Merke Dir: Deine Güte wird das Leiden verhindern. Deine Güte steckt in jedem Atom, in jedem Molekül und in jedem Wesen. In einer solchen Welt kann es kein Leiden geben.
G. Ich wünschte, ich wäre so sicher wie Du. Ich spüre die Zukunft. Sie geschieht jetzt.
Stimmen ertönen aus verschiedenen Richtungen
Stimme 1 Guter Gott, wir danken für diese Mahlzeit.
Stimme 2 Was soll ich noch hier? Gibt es denn niemanden, der sich meiner erbarmt?
Penelope kommt dazu.
Stimme 3 Gott wird Dich strafen! Du hast schmählich versagt.
Penelope Hört ihr das auch?
Stimme 4 Verflucht seist Du, großer Schöpfer! Ich hatte um Regen gebeten, aber meine Ernte ist vertrocknet.
Stimme 5 Wie schön alles hier ist. Wie zuvorkommend eingerichtet. Danke, Schöpfer.
Belhor schleicht sich hinter die anderen. Sie bemerken ihn nicht.
Stimme 6 Gut das Du kommst, Schwester. Nimm Dir erst einmal Essen. Es steht da drüben.
Stimme 7 Essen? Wo kommt das her? Wir haben schon seit Tagen kaum noch etwas.
Stimme 6 Frag nicht. Schluchzt
Stimme 7 Was ist los mit Dir? Woher stammt das Essen? Mutter wird froh sein, dass wir wieder etwas haben.
Stimme 6 Ich habe Böses getan: Das Essen ist gestohlen.
Stimme 7 Schrecklich! Weiß Mutter davon? Ich werde schweigen.
Stimme 6 Sie hat mich darum gebeten. Wir haben doch sonst nichts mehr.
Penelope Das ist ja furchtbar. Sie leidet. Egal, wie sie sich entscheidet, es ist falsch.
G. Ich habe das Leid nicht gewollt!
Deva Die meisten streben nach dem, was sie nicht erreichen können. Aber schon das Streben ist wertvoll. Sie strengen sich an, haben Ideen. Auch wenn sie den Sinn nicht sehen.
G. Sie wollen für immer leben, haben aber keine Ahnung, was das bedeutet. Sie kennen ja nur das kurze Leben und den Tod.
Belhor Unsterblichkeit heißt unendliche Qualen und Folter. Sie würden sehen, wie ihre Freunde und Kinder alt werden und sterben. Ihre Haut wird spröde, sie haben Schwierigkeiten sich zu bewegen. Das Hören und Sehen lässt nach. Die inneren Organe versagen.
G. Sie drücken das grausam aus.
Belhor Es sind Ihre Gesetze. Sie haben das so gewollt. Diese Wesen haben Angst vor dem Tod.
G. Ich wollte nicht, dass sie leiden. Es betrübt mich.
Belhor Leiden ist unvermeidlich. Es gehört zum Wesen sterblicher Geister zu leiden, wie es zum Wesen fleischlicher Geschöpfe gehört zu sterben. Schauen Sie doch selbst: Je intelligenter die Wesen, desto grausamer sind sie gegen sich und andere ihrer Art. Sie führen Kriege. Sie lügen. Sie stehlen.
Stimme 7 Vielen Dank für das Essen. Beginnt zu weinen
Stimme 6 Wein doch nicht.
Stimme 7 Was soll nur aus uns werden?
Stimme 6 Mach Dir keine Sorgen, ich werde wieder Essen besorgen. weint auch
Penelope Armes Ding.
Deva Ja, die Traurigkeit ist angekommen. Ich weiß nicht woher, aber ich bin nun auch traurig.
Penelope entrüstet Du kannst den einzelnen Wesen doch nicht soviel Aufmerksamkeit widmen! Diese Wesen sind gar nicht von gleicher Art wie wir.
Deva Wahrscheinlich hast Du recht, Penelope. Außerdem gibt es ja auch viel Freude, Musik und Glück, stimmt’s Neffe?
G. Ja, diese Dinge machen es zu einem schönen Universum.
Penelope Aber es hat uns verändert. Wir können nicht anders und müssen mit den Wesen mitfühlen. schnieft
G. Wir müssen an die Freude denken, wie Onkel Deva gesagt hat.
Penelope Aber das arme Ding … weint … So viel Schmerz.
Deva Hör auf mit der Heulerei!
G. Tante, beruhige dich. Ich gebe Dir ein Kleid aus Galaxien mit, ja?
G. übergibt einen funkelnden Schleier. Deva nimmt Penelope in den Arm. Beide ab.

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Lutz Donnerhacke
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1 Kommentar zu „Frau G. – Das Theaterstück zum Sommerfest“

  1. Constanze sagt:

    Es hat wahnsinnig viel Spass und Freude gemacht das Stück zu Proben und aufzuführen. Danke an alle die zum Gelingen des Stückes beigetragen haben.