Szene 4
Mann: Bist Du noch da?
Mann: Hallo?
Keine Antwort.
Mann: seufzend Ich armer Wicht, was soll ich nur tun? Ich bin gefangen.
Es erscheinen viele Türen hinter der Stuhlbank.
Stimme: Du kannst jederzeit gehen.
Mann: Aber wie denn? Aus diesem Gefängnis gibt es keinen Ausweg.
Stimme: Wie kommst Du auf die Idee? Da sind viele Türen, Du brauchst nur eine davon zu wählen!
Mann steht auf und geht von Tür zu Tür.
Mann: murmelnd Was sollen diesen vielen Türen? Was mag dahinter sein?
Er greift zögernd nach einer Klinke und zieht die Hand wieder zurück.
Stimme: Du tust gut daran, zu zögern. Es könnte ein gefräßiges Raubtier hinter der Tür sein. Oder aber das Paradies. Du kannst ebenso gut in einen Abgrund fallen, sobald Du hindurch gehst. Oder eine Schatzkammer voller Juwelen. Wer weiß das schon? In jedem Fall wirst Du Dein Schicksal selbst wählen, also wähle gut!
Der Mann geht nachdenklich von Tür zu Tür.
Mann: zu sich selbst Wer mag da mit mir sprechen? Offenbar weiß er aber mehr über die Türen und ich muss ihm das Geheimnis entlocken. Aber lügt er mich an? Oder spricht er wahr? Warum sollte er das tun?
Der Mann beginnt die Türen zu zählen.
Mann: erstaunt 666 Türen! Das ist der Wahnsinn! Man spielt mir einen bösen Streich!
Stimme: Entscheide Dich, sonst bleibst Du für immer hier!
Mann: Sie sind nicht verschlossen?
Stimme: Noch nicht!
Mann: Was soll das heißen?
Stimme: In dem Augenblick, wo Du eine Tür öffnest, verschließen sich alle anderen auf Dauer. Es gibt kein Zurück! Wähle also gut!
Der Mann geht auf eine Tür zu überlegt und geht zur nächsten. Er irrt ratlos hin und her.
Dann greift er zu einer Türklinke.
Stimme: Halt ein!
Mann: Warum?
Stimme: Überlege was Du tust, danach ist es zu spät!
Mann: Warum nicht diese?
Stimme: Habe ich Dir abgeraten? Sage Du mir, warum gerade diese?
Mann: Warum denn nicht? Welchen Grund gäbe es eine andere zu wählen?
Stimme: Das ist Deine Entscheidung.
Mann: Aber es ist doch egal, welche Tür ich wähle!
Stimme: Vorher ja, danach nicht mehr. Du bist dann an Deine Entscheidung gebunden und hast Dein Schicksal gewählt.
Mann: So gib mir einen Rat!
Stimme: Ich soll Dir raten? Warum? Kannst Du mir überhaupt glauben?
Mann: Bitte!
Stimme: Na gut. Gehe 13 Türen weiter.
Der Mann eilt rechtsrum und zählt. Dann greift er zur Klinke.
Stimme: Halt ein! Hatte ich gesagt, Du sollst nach rechts gehen?
Mann: Verdammt!
Er läuft anders herum und zählt erneut. Wieder greift er zur Tür.
Stimme: Halt ein! Du hast die Null vergessen.
Mann: Welche Null? Dreizehn zurück und dreizehn weiter. Wo ist da eine Null?
Stimme: Denke genau nach. Gab es ein Jahr Null? Warum hast Du dann zwei mal gezählt?
Der Mann geht eine Tür nach rechts.
Mann: Also diese soll ich öffnen?
Stimme: Ich habe nichts von Öffnen gesagt.
Mann: verzweifelt Aber Du hast doch gesagt, ich solle von der Tür zeigt
dreizehn Türen weiter hindurchgehen!
Stimme: Nichts dergleichen sagte ich. Weder sprach ich von dieser Tür noch davon hindurch zu gehen. Vielleicht meine ich eine ganze andere Tür, von der Du zählen solltest.
Mann: Aber Du wolltest mir doch den Ausgang zeigen!
Stimme: Nein, Du hast um Rat gebeten und einen Rat bekommen. Die Entscheidung liegt allein in Deinem Willen.
Mann: Wie soll ich denn entscheiden, wenn ich so gar keine Information habe?
Stimme: Hast Du jemals eine Entscheidung getroffen, bei der Du wirklich wusstest,
was auf Dich zu kommt? Irgendwann?
Der Mann schweigt betreten und legt sich schlafen.
Lutz Donnerhacke
Schlagworte: Theater