Die heutige Andacht im Kirchenkreis kommt aus Drackendorf.
Herzlich grüße ich Sie heute zu diesem neuen Tag: 6. Mai 2020.
Ein neuer Tag um glücklich zu sein, wie es in einem Lied heißt! Und: ein neuer Tag, an dem wir uns Sorgen machen: welche Entscheidungen werden heute gefällt, welche Regelungen wird es geben?
Wird unsere älter gewordene Nachbarin damit nicht noch gefährdeter sein? Wie wird das Leben in unserer Stadt sein mit Studierenden, die online ihr Semester bewältigen? Und… und… und…
All DAS kann ich Ihnen nicht sagen…Was ich kann, das tut ich: ich gebe Ihnen ein Mut-Mach-Wort für diesen Tag heute:
„All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch“, 1. Petrus 5,7
Wenn wir das könnten: die Sorgen nicht herunterschlucken und für uns behalten…nicht schon früh mit ihnen wach werden: Ach ja, ich weiß, ihr seid auch schon wieder da, und abends wieder mit ihnen ins Bett kriechen…und am Tag ständig auf ihnen herumkauen…wenn wir das könnten: unsere Sorgen probieren wegzuwerfen, vielleicht sogar wegzuschleudern … das wär doch dann ein guter Tag, um glücklich zu sein, oder?!
Ich weiß nicht, wie Sie jetzt in dieser außergewöhnlichen Zeit mit Sorgen umgehen. In gewöhnlichen Zeiten schreiben manche ihre Sorgen auf einen Zettel und verbrennen den. Manche heften sie an einen Stein und schmeißen den dann in die Saale.
Sie sehen heute einen Ort, zu dem Sie Ihre Sorgen bringen können. Hier zu diesem Ort haben schon viele Generationen vor uns ihre Sorgen hergebracht. Wir sagen von diesem Ort: Gott ist hier.
An der Eingangstür unserer Kirche in Drackendorf finden Sie den Hinweis: „Willkommen in unserer Kirche! Sie ist seit 350 Jahren ein Ort der Stille und des Gebets. Sie kann ein Dach für die Seele sein.“ Hier ist ein Ort, wo wir oft gehört haben und immer wieder hören: Es ist Einer an unserer Seite, der sich um uns um seine ganze gefährdete Schöpfung nicht nur Sorgen macht, sondern sich auch kümmert. Dass Gott zuhört, dass lässt sich hier hören…auch in der Stille.
In unseren Gemeindeschaukästen haben wir für alle Spaziergänger sichtbar ausgehängt: “Wir beten. Wir sind da. Gott ist da.“ In diesen Worten liegt für mich wunderbar viel Kraft.
Auch wenn wir durch Wüstenzeiten gehen, auch wenn wir erleben, dass unsere Gebete für uns ohne sichtbare Antwort bleiben, auch wenn wir beim Bibellesen so wenig verstehen, dass wir müde werden: bleiben wir dabei:
„Wir beten. Wir sind da. Gott ist da.“
Beten ist sinnvoll, gerade jetzt. Nicht nur für die, die allein in Quarantäne zwei Wochen ohne Spaziergänge leben müssen als Tagesstruktur. Nicht nur, weil der nächste Sonntag Rogate, „betet“, heißt. Sondern weil wir in dieser besonderen Zeit besonders offen sind, mit unseren inneren Augen zu schauen und an besonderen Orten, wie diesem hier, zu sagen „DU“. Das IST ein Gebet. Dann lassen wir uns fallen in diese Beziehung, die uns trägt. Wir können loslassen und lassen uns tragen.
Lassen Sie sich heute durch diesen Tag tragen, welche Lockerungen, Regelungen oder Beschränkungen heute neu entschieden werden.
Nehmen Sie dieses Wort mit in Ihren Tag:
„Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch“.
Bleiben Sie heute behütet!
Antje Leschik, Pfarrerin im KGV Lobeda
Lutz Donnerhacke
Schlagworte: Corona