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Liebe Gemeinde,

ich gehe in die Peterskirche. Allein. In mir das Gespräch mit einem Menschen. Er sagte eben: Es ist genug. Ich kann nicht mehr. Noch mehr ertrage ich nicht. Das Kreuz zieht mich an. Ich blicke auf.

Das Gesicht des Christus. In meinem inneren Herzen rede ich mit ihm. Warum nur, -diese Gewalt, warum nur dieser Karfreitag, auch das noch in dieser Woche.

Warum diese Corona-Not weltweit. Ich sehe die Wunden, ich sehe die Dornenkrone. Noch eins draufgedrückt. Ich sehe die Nägel. Festgenagelt zum Sterben. Ich ahne, wie unerträglich der Schmerz gewesen sein muss. Ich höre in meinem Kopf: Das alles geschieht für dich, für uns.

Du bist nicht irgendwer, du bist Christus. Das Gotteswort ist in dir. Mir schreist du zu: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen! Habe ich dich verlassen? Ich möchte auch schreien: Sieh bitte die Verlassenheit der Menschen da draußen. Gut ernährt in ihren Wohnungen ohne Aussicht und ohne Anrede. Angewiesen auf ein Wort, wie auf das Brot. Herr, erbarme dich.

Du kannst ja selbst nicht mehr. Alle haben dich verlassen. Ach, Christus, große Worte hast du ausgelöst mit deinem Sterben.

Für uns gelitten, hast du, Christus. Dieses FÜR UNS. Was heißt das. „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst.“ Die ganze Welt ist in deinem Blick.

Immer noch stehe ich vor dem Kreuz. Ich werde ruhig. Hier muss nichts gut sein. Hier muss ich nichts wegschieben. Hier hältst DU aus. Auch mich. Hier hältst du alles zusammen. Mich und den Menschen da draußen, der nicht mehr kann. Du trägst das alles. Es gibt keinen besseren Ort für mich im Moment, als hier bei dir zu sein. Ja, irgendwie kann ich hier GANZ sein.

Mein zerrissenes Herz ist ganz hier.

Wenn ich einmal soll scheiden,
so scheide nicht von mir,
wenn ich den Tod soll leiden,
so tritt du dann herfür;
wenn mir am allerbängsten
wird um das Herze sein,
so reiß mich aus den Ängsten
kraft deiner Angst und Pein.

Erscheine mir zum Schilde,
zum Trost in meinem Tod,
und lass mich sehn dein Bilde
in deiner Kreuzesnot.
Da will ich nach dir blicken,
da will ich glaubensvoll
dich fest an mein Herz drücken.
Wer so stirbt, der stirbt wohl.
Text: Paul Gerhardt 1656

Einen gesegneten Karfreitag, der sie stärken und trösten möge

wünscht Ihnen
Ihre Pfarrerin Maria Krieg

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Ralf Krieg
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