Andacht am 23.04.2020

Liebe Schwestern und Brüder,

viele von ihnen kennen sicher den Psalm 121, wenn nicht so lernen Sie ihn heute kennen. Für mich hat er gerade viel an Bedeutung gewonnen, vielleicht auch da er mir als Lied begegnet ist.

Psalm 121

  1. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
  2. Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
  3. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.
  4. Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.
  5. Der Herr behütet dich; der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
  6. dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.
  7. Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.
  8. Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!
  • AMEN

Nach oben in den Himmel zu schauen – am Morgen zu den vorüberziehenden Wolken oder in der Nacht in den weiten Sternenhimmel. Oder aber zu dem schauen, der über allen Himmeln wohnt. Der Psalmbeter schaute auf die Berge Israels und dachte vermutlich an Jerusalem, die Stadt auf dem Berge, wo Gott versprochen hatte zu wohnen.

Doch die irdischen Fragen bleiben, auch bei diesem Beter. Woher kommt mir Hilfe? Woher? Und es ist gut, wenn ich diese Frage auch ausspreche. Ich brauche Hilfe. Ja!

Oh, wie schwer fällt es mir dies zu zugeben. Ich brauche Hilfe. Der Andere könnte ja glauben das ich Schwach bin, meine Schwäche ausnutzen oder über mich lachen. Zum Glück konnte ich in den letzten Jahren oft das Gegenteil erleben. Verständnis und Liebe sind mir begegnet.

Hilfe ist manchmal gar nicht so weit weg. Mancher wartet vielleicht nur darauf, helfen zu können, oder helfen zu dürfen. Oft wird es dann erst richtig schwierig, wenn ich mir nicht helfen lassen will. Denn auch wenn ich selbst keinen Plan und keinen Ausweg weiß, heißt das noch lange nicht, dass es keinen gibt. Dann muss ich erstmal mein eigenes Misstrauen, meine Ängste überwinden. Ich will es zulassen, dass einer in mein Leben hineinschaut. Ich will mir helfen lassen.

  • Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.

So geht es im Psalm weiter. Ob der Beter die Hilfe, die er gerade brauchte, erfahren hat? Oder erinnert er sich und wiederholt es für sich selbst.

  • Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.

Ich habe diese Erfahrung nicht immer gemacht. Manches Mal bin ich schon daneben getreten, aber ich habe es auch oft genug erlebt, wie andere Menschen – oder Gott – mich mehr oder weniger sanft davor bewahrt haben. Gott gibt auf uns Acht, wie Eltern auf ihre Kinder Acht geben.

  • Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.

Manchmal kann man sich ja wirklich fragen, wo Gott ist, angesichts der aktuellen Kriege und Katastrophen. Doch wenn man auf der anderen Seite sieht, wie Menschen miteinander teilen und einander helfen, obwohl sie selbst betroffen sind. Und wie sie nicht verzweifeln, sondern einander Mut machen, dann sehe ich auch darin Gott am Werk.

  • Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
  • dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.

So beginnt die letzte Strophe von Psalm 121. In der Wüste kann einen die Sonne wie ein Hammer treffen. Wie gut ist es dann, wenn es irgendwo etwas Schatten gibt. Ein geschützter Ort zum Ausruhen und zum Auftanken. Wie gut tut es, einen solchen Ort zu haben, wo die Seele zur Ruhe kommen kann. Einen Ort, wo ich für niemanden erreichbar bin, außer für meinen Schöpfer. Wer betet, macht sich auf die Suche nach einem solchen Platz.

Für mich ist so ein Platz die Kirchenbank in der Peterskirche Lobeda. Für mich der schönste Ort der Welt. Auch wenn ich allein dort sitze und bete, so erinnert mich der Ort an die die vor mir waren und an die die nach mir kommen, an die Gemeinde Christi und schon bin ich nicht mehr allein. Sie sitzen alle mit mir da. Ihr/Sie sitzt/en mit mir da.

Der Psalmbeter, der seine Augen auf zu den Bergen hebt, schließt mit einem Segenswort, so will ich dies heute auch tun.

  • Der HERR behüte uns vor allem Übel, er behüte unsere Seelen.
  • Der HERR behüte unseren Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!
  • AMEN.

Constanze
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