Du kannst nicht ändern, dass die Sorgen und Nöte deinen Kopf umschwirren wie Vögel. Aber du kannst sie daran hindern, in deinem Haar Nester zu bauen.
Sprichwort aus China
Liebe Gemeinde, liebe Leser!
Das Osterfest war in diesem Jahr ganz anders, wie noch nie in unserem Leben.
Vielleicht konnten manche von euch die Osterfreude diesmal nicht richtig wahrnehmen. Es war nicht möglich, in unseren Kirchen die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi zu hören und die fröhlichen Osterchoräle gemeinsam zu singen. Die Übertragungen von Gottesdiensten in Funk und Fernsehen sind wichtig und gut, aber sie können unsere Gemeinschaft nicht ersetzen.
Trotz aller Einschränkungen leben wir in der österlichen Freudenzeit. Können wir Freude verspüren in der derzeitigen Situation? Ja, wir haben noch Freiheiten, wir können ins Freie!
Ein Osterspaziergang am Abend führt uns in das Naturschutzgebiet auf dem ehemaligen Schießplatz bei Rothenstein, eine kleine Arche für bedrohte Pflanzen, Insekten und Vögel. Kalter Nordwind, klare Luft, Sonnenschein, Ruhe über dem Tal. Doch plötzlich ein jubelnder Gesang. Die Lerche schwingt sich in die Luft! Sie scheint wie wir die Abendsonne zu genießen.
Uns kommt das vertraute Lied in den Sinn und wir summen die Melodie:
Geh aus, mein Herz, und suche Freud … (EG 503)
Paul Gerhard hat dieses Lied nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges geschrieben in einer für die Menschen schrecklichen Zeit. Mit der Beschreibung der Schönheit von Pflanzen und Tieren wollte er den durch Krieg, Hungersnöte und Seuchen traumatisierten und bedrückten Menschen Freude, Hoffnung und Mut machen.
Auf unserem weiteren Weg erfreuen wir uns an der erwachenden Natur. Wieviel ist zu entdecken, wenn man sich Zeit nimmt, genau hinschaut und -hört! Blühen überall, Summen der Insekten, Melodien der Vögel, …
Doch die Freude ist nicht ungetrübt. An vielen Stellen sind tiefe Risse in der Erde. Die Wiesen erscheinen trotz des warmen Wetters noch graubraun. Viele der Schlüsselblumen sind sehr klein. Es fehlt an Wasser. Wieder ist es im April so trocken wie in den Vorjahren. Seit Wochen fiel kein Regen, auch im Winter wurde das bestehende Defizit nicht ausgeglichen.
Im Lied heißt es: Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen
Das kann uns ermutigen, den Zustand der Umwelt und die Situation in unserer Gesellschaft bewusst wahrzunehmen und trotz der aktuellen Sorgen selbstkritisch darüber nachzudenken, wie wir persönlich zur Bewahrung der Schöpfung und zu mehr Gerechtigkeit bei uns und weltweit beitragen können. In diesen Tagen gibt es unzählige Zeichen von Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe und Solidarität. Das weckt Hoffnung und Zuversicht, dass die aktuelle Krise bei vielen zum Umdenken führen wird.
Bleibt behütet!
Euer Martin Roth
M. Roth
Schlagworte: Corona
Vielen Dank Herr Roth für die schöne Andacht.
Ich konnte die Melodie des Liedes richtig dabei hören.