Die Sanierung einer alten Kirche – eine „never ending story“ – zum Stand der Renovierungsarbeiten der Wöllnitzer Paulskirche
Für den Jenaer Ortsteil Wöllnitz ist die barocke Paulskirche, die zwischen 1740 und 1743 erbaut wurde, ein wertvolles Wahrzeichen für den Ort. Auch wenn in der besseren Jahreszeit, in der die Kirche zu Gottesdiensten einlädt, nur wenige Besucher erscheinen, wird die Kirche bei speziellen Gelegenheiten gerade auch von den Wöllnitzern gern angenommen, die nicht zur Kirche gehören. Man kann mit gutem Grund behaupten: „Die Kirche gehört zum Dorf“.
Im Juli 2013 ergab eine Besichtigung durch kirchliche Baufachleute, dass die Kirche an vielen Stellen sanierungsbedürftig ist (Dachkästen, Schallluken, Fenster, Putzarbeiten im Inneren). Bei allen anstehenden Problemen handelte es sich um grundlegende Erhaltungsmaßnahmen. Den Wöllnitzer Kirchenältesten war aber auch klar, dass aufgrund der finanziellen und personellen Situation eine Sanierung der Kirche nur stufenweise erfolgen konnte.
2014 wurde mit der Sanierung der mittleren und oberen Dachkästen und Fensterläden (Schallluken) im Kirchturm begonnen. Da in der Wöllnitzer Kirche regelmäßig eine Mauerseglerkolonie brütet, konnten die Arbeiten erst am 22. September 2014 beginnen. In deren Verlauf wurde ein weiterer Schaden im NO des Turmes an einer tragenden Holzkonstruktion festgestellt. Ein Holzbalken musste zusätzlich ersetzt werden, wobei auch das Mauerwerk in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die daraufhin notwendigen Maurer- und Putzarbeiten im Inneren des Turmes erbrachten Mitglieder der Gemeinde Wöllnitz in Eigenleistung. Nach Abschluss der Bauarbeiten Ende Oktober 2014 war die ursprüngliche geplante Summe von 22.814 € um mehr als 3.000 € überschritten. Die Mehrkosten konnten neben Zuwendungen aus dem Baulastenfonds der Kirchgemeinde Jena und aus Lottomitteln glücklicherweise mit großzügigen Spenden der Wöllnitzer und aus dem Restvermögen der Wöllnitzer Gemeinde gedeckt werden.
Nach diesem glücklichen Abschluss wollten sich die Wöllnitzer Kirchenältesten planerisch dem zweiten Teil der Sanierung zuwenden – Ersatz der desolaten Fenster, wofür auch schon Angebote vorlagen. Da traten unerwartet Schäden an der Poppe-Orgel (1789 erbaut) auf. Eine Notreparatur kurz vor Ostern 2015 (Orgelbaumeister Rösel) sicherte den Ostergottesdienst in der Kirche. Aber die Gemeinde erfuhr auch, dass die Orgel schon seit Jahren vom Schimmel befallen war. So musste der weitere Ablauf neu überdacht werden.
Um die Feuchtigkeit speziell im Orgelraum zu überprüfen, wurde ein Hygrometer angeschafft, bei dem Temperatur und Feuchtigkeit elektronisch aufgezeichnet und auch der Taupunkt ermittelt werden kann. Die hygrometrischen Messungen ergaben bis zum heutigen Zeitpunkt im Hinblick auf die Feuchtigkeit gute Resultate. Außerdem nahm die Gemeinde Wöllnitz an einer online-Befragung im Rahmen eines Forschungsprojektes der EKM mit dem Titel „Schimmelbefall an Orgeln in Mitteldeutschland“ teil.
In den letzten Wochen ergab sich die Gelegenheit, den Schimmel mikrobiologisch nachweisen zu lassen. Herr Dr. Martin Roth stellte an Stichproben der Orgel Kolonie-bildende Sporen von vielen verschiedenen Schimmelpilzarten fest. Er empfahl eine regelmäßige Reinigung der Tastatur und der Registerschieber sowie ausreichende Lüftung. Daraufhin wurde durch Gemeindemitglieder die Tastatur gereinigt und desinfiziert. Zusätzlich wurde die Belüftung vom Turm zum Kircheninneren hin verbessert.
Da die finanzielle Situation in der kleinen Wöllnitzer Gemeinde nach wie vor angespannt ist, wurde die Erneuerung der Fenster verschoben, zumal Erfahrungen zeigen, dass gerade dicht schließende neue Fenster Schimmelwachstum fördern. Dafür ließ sich die Gemeinde ein Angebot für eine Reinigung und dringende Reparatur der Orgel vom Orgelbaumeister Rösel aus Saalfeld machen. Die Kosten dafür hatten jedoch eine Größenordnung angenommen, mit der so nicht gerechnet worden war.
Noch größere Sorgen bereiten momentan wieder undichte Stellen im Kirchturm. Eine Turmsanierung (Erneuerung des Putzes) kann aus Kostengründen nicht in Erwägung gezogen werden. Die Abdichtung undichter Stellen stellt sich heute als dringendste Aufgabe. Momentan bemüht sich die Wöllnitzer Gemeinde um ein Angebot der Fa. Bennert zur Behebung dieses Schadens.
Einige Gemeindemitglieder gaben auch zu bedenken, dass vor einer Orgelreinigung der Zementputz an der Nordseite des Kircheninneren, der mit für die aufsteigende Feuchtigkeit verantwortlich zu sein scheint, abgehackt werden sollte. Dies wird in Eigenleistung nach dem Weihnachtsfest 2015 erfolgen.
So kamen die Wöllnitzer Kirchenältesten zu dem Entschluss, dass eine Orgelreinigung und -sanierung erst erfolgen sollte, wenn die Frage der Feuchtigkeit im Innenraum der Kirche geklärt ist, die gröbsten stauberzeugenden Arbeiten abgeschlossen sind und natürlich die finanziellen Mittel für eine Orgelreparatur und –reinigung (die Orgel wurde 1967 das letzte Mal gereinigt!) bereit gestellt werden können.
Jena, den 1.9.2015, Sabine Fricke
Ralf Krieg